Rettet die Alp!

Die Alp Predasca ist in die Jahre gekommen. Um die drohende Schliessung abzuwenden, geht ein Grossteil vom Erlös der diesjährigen 1.-August-Aktion bei Coop an die Alpkäserei im Tessiner Bleniotal.

Mit Beginn der Alpsaison hat Gabriele Esposto (35) in der alten Käserei wieder die Chessi der Alp Predasca eingeheizt. Die Alp liegt hoch oben in einem bezaubernden Winkel des Bleniotals, und der Käser mit italienischen Wurzeln macht hier den an der Käseweltmeisterschaft 2022 in Wales ausgezeichneten Alpkäse Predasca AOC. Die Milch dafür liefern rund 140 Kühe, die von Juni bis September auf den Alpweiden zwischen 1500 und 2300 m ü. M. grasen. Sie gehören vier Bauernfamilien aus Campo Blenio TI, die jetzt aufatmen können: Dank der Hilfe durch die Coop Patenschaft für Berggebiete ist der Alpbetrieb gesichert. Denis Vanbianchi (54), Präsident des Patriziato Generale von Olivone, Campo und Largario, zu dem die 405 Hektaren der Alp Predasca gehören, freut sich: «Die von der Coop Patenschaft bereitgestellten 450 000 Franken waren entscheidend, um grünes Licht für das Sanierungsprojekt geben zu können, das fürs Überleben der Alp unerlässlich ist. Diese Investition würdigt die soziale Bedeutung der Bergwirtschaft und verbessert die Arbeits und Lebensbedingungen der dort arbeitenden Menschen ebenso wie der Tiere.»

Mit Leidenschaft für Qualität
Die jetzige Infrastruktur der Alp ist völlig veraltet. Sie stammt noch aus den 1960er-Jahren und musste dringend saniert werden. Käser Gabriele Esposto müht sich seit vier Jahren mit der veralteten Technik ab, die den heutigen Umwelt- und Produktionsstandards nicht mehr entspricht, ebenso wenig wie die unzureichenden Räumlichkeiten, Elektro- und Sanitäranlagen. Was den Alpkäse dennoch so besonders macht, ist eine Zutat. Gabriele Esposto verrät sie, während er und sein Mitarbeiter Nicolò die Milch in den beiden Chessi umrühren: «Es ist die Leidenschaft, die ich für diesen Beruf habe. Es gibt für mich nichts Schöneres, als wenn die Kundinnen und Kunden von der Qualität unseres Käses begeistert sind.» Diese Motivation zeigt sich in jedem Handgriff. Und dies, obwohl es den ganzen Tag über jede Menge anstrengender Arbeit gibt. Neben dem Predasca-Alpkäse stellen sie hier oben nämlich auch Butter, Jogurt und andere Milchprodukte her: «Wir verarbeiten etwa 2000 Liter Milch pro Tag. Das ergibt 45 Laib Alpkäse, von dem wir pro Saison rund 2000 Laibe produzieren.»

Coop-Aktion zum 1. August
Ein Käse, der  eine Einzigartigkeit nicht nur dem Können von Esposto verdankt, sondern auch der aussergewöhnlichen Biodiversität, die nur im Wallis noch grösser ist als hier im Tessin. «Das wirkt sich positiv auf die Qualität der Milch unserer Kühe aus. Die jüngsten Regenfälle hatten hier nicht so verheerende Auswirkungen wie im Maggiatal, aber die Heuernte geht auch bei uns nur langsam voran», erklärt Giuliano Martinelli (51), einer der Bauern aus Campo Blenio, der dank der Rettung der Alp Predasca mit seiner Familie nun etwas ruhiger in die Zukunft blicken kann. Auch andernorts gibt es Grund zum Aufatmen: Dank der 1.-August-Aktion zugunsten der Coop Patenschaft in den Coop-Supermärkten werden auch die Alp Pointet VS und die Käserei Kandersteg BE renoviert. Wie in jedem Jahr verdoppelt Coop den Erlös aus dem Verkauf von Weggli, Weggen und Cervelats.

TEXT PAOLO D’ANGELO FOTOS SANDRO MAHLER (Coop Zeitung 29/2024